Jubiläum 75 Jahre Christuskirche Neusorg wird gefeiert…
Mit einem großen Kirchen- und Gemeindefest wird am Samstag, 22. November und Sonntag, 23. November in Neusorg das Jubiläum 75 Jahre evangelische Christuskirche gefeiert.
Die kleine, schlichte Kirche der evangelischen-lutherischen Gemeinde in Neusorg steht als architektonisches Zeugnis der Nachkriegszeit unter Denkmalschutz. Sie lässt auf den ersten Blick nicht erahnen, dass es sich um ein Bauwerk von internationalem Rang und Kleinod in Kirchen-architektur handelt.
Sie ist eine von 92 „Notkirchen“, die der Architekt Otto Bartning nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland im Baukastensystem entwarf. Als Typenbauwerk „Diasporakapelle“ konzipiert und produziert, hat sie über Deutschland verteilt etwa 30 Geschwisterkirchen, die alle zwischen 1950 und 1952 erbaut wurden.
Zu großen Teilen aus Holz gefertigt, bietet die denkmalgeschützte Kirche etwa 180 Personen Platz und besitzt noch heute das bauzeitliche Gestühl sowie große Teile der Erstausstattung. Sie ist somit gebauter Zeitzeuge für die frühe Nachkriegszeit in Bayern und gilt als eine der am besten erhaltenen Otto-Bartning-Kirchen in Deutschland.
Die Christuskirche ist so konstruiert, dass sie nicht nur für Gottesdienste, sondern auch als Gemeindehaus verwendet werden kann. Der Altar kann verschlossen werden und durch Klappläden im rückwärtigen Bereich ist ein ganzer Raum abtrennbar. Die 2007 neu gestaltete Außenanlage macht die am Waldrand liegende Kirche sichtbar, einladend und offen.
Am Samstag, den 22. November 2025 findet um 17 Uhr ein Festabend in der Christuskirche statt. Dazu werden besondere Ehrengäste erwartet, darunter auch ehemalige Pfarrer der Kirchengemeinde.
Die musikalische Umrahmung übernimmt das bekannte Vokalensemble „Gloria Patri“ aus Marktredwitz unter der Leitung von Kantor Michael Grünwald. Im Anschluss wird bei einem Stehempfang Zeit sein, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Am Sonntag, 23. November 2025, dem Ewigkeitssonntag, findet um 9 Uhr ein Gottesdienst mit dem Kirchenchor zum Gedenken der Verstorbenen statt.
Am Sonntagnachmittag wird es zwischen 14 Uhr und 17 Uhr eine Bilderausstellung in der Christuskirche geben, die mit Kaffee und Kuchen bewirtet wird.
Die evangelische Kirchengemeinde Neusorg freut sich auf viele Besucher gleich welcher Konfession, die herzlich zu den Veranstaltungen eingeladen sind.
Architekt Otto Bartning
Der Architekt Otto Bartning (1883-1959), geboren in Karlsruhe, gehörte mit Walter Gropius zu den Begründern der Bauhausidee in Weimar. Er gilt als wichtigster deutscher Kirchenbaumeister im protestantischen Bereich und Begründer des modernen evangelischen Kirchenbaus. Mit seinen modernen Wohnungs- und Kirchenbauten wurde er ein wesentlicher Impulsgeber des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch neue Formen und Materialien, aber auch durch die Betonung von Sicht- und Raumbeziehungen für sakrale Räume prägte Bartning die Baukultur der jungen Bundesrepublik. Er baute 150 Kirchen im In- und Ausland. In Deutschland sind 109 Bartningkirchen erhalten, darunter 92 Nachkriegs-Serienkirchen, bekannt als sogenannte „Notkirchen“.
Kirche im Nachkriegs-Deutschland
Überall in Deutschland, das nach dem zweiten Weltkrieg in Trümmern lag, waren Gotteshäuser zerstört. Überdies strömte eine große Zahl von Flüchtlingen evangelischer Konfession in traditionell katholische Gegenden und ließ sich dort nieder. Um dem überall spürbaren Mangel an Gotteshäusern zu begegnen, stellten der Weltrat der Kirchen, der Lutherische Weltbund, die Evangelical and Reformed Church (USA), die Presbyterian Church (USA) und das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz Geldmittel zur Verfügung, mit denen das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland behelfsmäßige Bauten im Baukastensystem als Notkirchen beschaffen sollte.
Kirchengemeinde Neusorg
Neusorg wurde 1950 zum eigenständigen Vikariat ernannt und im gleichen Jahr, am 19. November 1950, konnte auch die Christuskirche eingeweiht werden. Sie wurde schlüsselfertig an die Gemeinde übergeben. Bis dahin wurden die Gottesdienste in dem überwiegend katholischen Ort teilweise in einer Kantine oder in Privatwohnungen abgehalten. Bedingt durch die Ansiedlung vertriebener Familien nach 1945 erhöhte sich die Einwohnerzahl der evangelischen Bürger erheblich. Diese wollten jedoch eines nicht entbehren – ihr eigenes Gotteshaus. Die kleine Glocke, die bis heute die Gemeinde zum Gottesdienst ruft, ist mit einer Inschrift versehen „O Land Land Land höre des Herrn Wort“.

