Geschichte der Gemeinde Waldershof
Der erste Pfarrer in Waldershof, der 1556 seinen Dienst in der neugegründeten Pfarrei Waldershof antrat, war evangelisch! Dies mag manche vielleicht erstaunen, schließlich befinden wir uns in der „katholischen“ Oberpfalz. Schon seit 1517 hatten die Waldershofer beim Kloster Waldsassen um einen eigenen Pfarrer angehalten, wogegen sich aber die Mutterkirche in Redwitz wehrte. Als nun 1556 ein Kind auf dem Weg zur Taufe nach Redwitz verstarb, setzten sich die Waldershofer verstärkt für einen eigenen Pfarrer ein, diesmal mit dem Wunsch, der neue Pfarrer solle das Sakrament des Altars in beiderlei Gestalt reichen. Als der Landrichter von Waldeck dieser Bitte nachkam, wurde am 5. November 1556 Caspar Eisner berufen, bisher lutherischer Pfarrer in Ebnath. Rund 70 Jahre war Waldershof evangelisch, bis zur Gegenreformation 1626.
Josefskapelle
Bau des Gemeindehauses
Daraufhin dauerte es bis zum Jahr 1910, dass wieder Protestanten nach Waldershof zogen. Mit dem Bau der Porzellanfabrik „Haviland“ kamen evangelische Arbeiter in den Ort. Die Gottesdienste wurden in der Havilandkantine, alle 4-6 Wochen, gefeiert. Mit den Vertreibungen nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Zahl der Evangelischen weiter. Und als Zeichen echter praktizierter Ökumene stellte die katholische Gemeinde die Josefskapelle für Gottesdienste zur Verfügung. Die zweite Pfarrstelle von Marktredwitz kümmerte sich um die evangelischen Christen. Meist war diese Stelle aber von Vikaren besetzt, die nur 2 Jahre blieben, und daher keinen kontinuierlichen Gemeindeaufbau leisten konnten.
Mit der Einweihung des Gemeindehauses am 23.9.1967 und der Ernennung zur eigenständigen Kirchengemeinde am 29.1.1968, begann in Waldershof eine neue Zeit. Seit den Vikaren Martin Rieß, Tilmann Eichner und Helmut Kastner wohnten erstmals wieder evangelische Geistliche in Waldershof. Durch Pfarrer Hans-Rainer Guth, der sieben Jahre in Waldershof wirkte, wurde viel Aufbauarbeit in der Gemeinde geleistet. Mit seinem katholischen Kollegen leitete er auch den ersten ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Stadtkirche. Sein Nachfolger Pfarrer Franz Giegold führte die Gemeinde weiter. Er war auch maßgeblich an der Errichtung des 19 Meter hohen hölzernen Glockenturms (1987) und des Pfarrhauses (1988) beteiligt. In seiner Amtszeit konnten auch die Pfeifenorgel (1994) und die moderne, sakrale Gestaltung des Gottesdienstraumes (2003) eingeweiht werden.
Einweihung des Gemeindehauses
Neugestalteter Kirchenraum
Der Glaskünstler Engelbert Süss schuf hierbei zusammen mit dem Architekten Ludwig Fröhlich eine strahlenartige Fensterkonstruktion, voller biblischer Symbole und Sprüche. Ein Glaskreuz und –wandbild prägen den Kirchenraum weiter. 2006 musste allerdings der morsch gewordene Glockenturm durch einen aus Stahl und Schindeln ersetzt werden.
Seit 2004 sind Andreas und Cornelia Kraft als Pfarrerehepaar in der Gemeinde tätig. Waldershof ist eine lebendige und für Neues aufgeschlossene Gemeinde. Von 1965 bis 2005 stieg die Zahl der Gemeindeglieder von 526 auf rund 850. Seither ist diese Zahl stabil geblieben. Dafür wuchs die Anzahl der Gottesdienstbesucher und auch viele neue Gemeindegruppen entstanden, wie z.B. die Jungschar, der Kaffeenachmittag, die „Halbe-Stunde-des-Gebets“ und der Kirchenchor. In den letzten Jahren gesellte sich der Posaunenchor und der Spielekreis dazu.
Mit dem Adventsessen, dem großen Feierabendmahl am Gründonnerstag, der Osternacht und dem Gemeindeausflug sind weitere Begegnungspunkte für Gemeindeglieder unterschiedlichen Alters entstanden.
Eine sehr gute übergemeindliche Zusammenarbeit besteht mit der Kirchengemeinde Neusorg, die mit Waldershof seit 1995 eine Pfarrei bildet, aber auch mit Marktredwitz, da viele Aktionen in der Kinder- und Jugendarbeit gemeinsam veranstaltet werden, wie z.B. die Konfirmandenfreizeit und Konfirmandentage.
Ein wichtiges Anliegen der Gemeinde ist aber auch die ökumenische Zusammenarbeit, die nicht nur in einem gemeinsamen Kinderbibeltag und verschiedenen Gottesdiensten sichtbar wird. Auch in der Coronazeit zeigte sich diese Verbundenheit, als im Winter 2020/21 die evangelische Gemeinde die alte kath. Kirche für die Gottesdienste zur Verfügung gestellt bekam, weil es dort besser möglich war, die vorgeschriebenen Abstände zwischen den Kirchenbesuchern einzuhalten. In der warmen Jahreszeit feierte die evang. Kirchengemeinde in der Coronapandemie ihre Gottesdienste auf dem gut besuchten Kirchplatz.